寻找Nenia C’alladhan中的女声——Constance (Cuirina)
一
Sopor Aeternus实在是太著名了,边哭边唱的声音,惨白的身体,我不需要介绍了。但是说实在的,我并不多么喜欢那种阴森的死亡腔调,平时也很少听他的专辑。但Nenia C’alladhan却是个例外。
VC上的介绍说这是张“新古典民谣”,Last.fm上说它是medieval-folk(中世纪民谣)。我倾向于后者,这张专辑几乎每一首歌都在讲故事,大致是些德国忧伤的古老传说。Sopor 官网上有英文的歌词大意。
Sopor在这张碟里没有用他那种典型的唱腔,但这是次要的——那个清逸而伤戚的女声竟让我无比感动,尤其是Original版本的Sternblumennacht。这首歌也是这张碟中唯一一首能在千千静听上搜到歌词的,我查了一下百度,似乎不少中国人都喜欢这首歌。
但是,这个女声是谁?她自己有什么专辑?这个问题困扰了我很久。
VC上说是“Sopor aeternus灵魂人物Anna Varney与女歌手Constance组成的新古典民谣组合。”
这个Constance又是谁?VC上就查不到任何信息了。
Last.fm上倒有不少信息。给Constance加了个括号:Cuirina。幸好其页面的吼吼箱(Shout Box)里有人留言,给出了Cuirina的主页。我又在Google上搜到了Sopor的论坛里一篇04年的帖子,这样,差不多能拼凑起这个无名女歌手的一些信息了。
二
她名叫Constanze Fröhling,又叫Cuirina。官方发表的专辑只有这张Nenia C’alladhan。她貌似不是很满意,说“Nenia C’alladhan ……ist nicht wirklich vergleichbar mit meiner Musik da zum grossen Teil mit männlicher Stimmbesetzung und Orchesteruntermalung gearbeitet wurde。”我不大懂。翻译成英语大约是:Here, Nenia C’alladhan is for most of the part not actually comparable with my music with male voice occupation and orchestra accompaniment be worked.(看不懂她到底要说什么,comparable是什么?自己外文水平还不行啊……)她的主页(Projecte页面里面)上还有一篇Gothic world上的访谈。我还完全不懂。
Sopo的论坛里有人问起她现在的情形。但是她最近没有消息。2002年她有一张叫《Yori Lucenari –Nachtflug》的专辑,收了她90年代的作品。但是只有100张限量版,在Web上和Soulseek(可能是外国的Verycd)上找不到任何CD或mp3的信息。(那个发帖子的还说,虽然如此,他还在锲而不舍地寻找)
Cuirina的主页上有她自己的歌(Lieder),提供MP3下载。其中有不少小括号:WoW、DAoC、Lotro,颇令人疑惑。原来这是些带中世纪风格的奇幻网游(魔兽世界、Dark Age of Camelot、Lord of the Ring online)。其中有首Feorl der Barde还做成了一个Video,就是用的DAoC的画面,那是个很老的游戏了,3D画面还很拙劣,歌词不懂(虽然有个English Version,但是没有歌词,自己听力太差),大致讲的是一个叫Feorl的游吟诗人在征战年代伤感的爱情故事。
Last.fm也称Cuirina是一个bard(德语是Barde,也即Minstrel)——中世纪凯尔特民族的游吟诗人。她的歌伤感而幻美,让人们在音乐中游历梦幻的国度。吼吼箱里的那人说“Wunderschöne, oft traurige Balladen inspiriert von diversen Rollenspielen - das ist Cuirina!”(Beautiful, often sad ballads inspires from various role-playing(?maybe Roleplaying computer games) - this is Cuirina!)
Cuirina就这样钟情于中世纪的英雄与爱情,歌词往往很长,似乎回响着从荷马留传而来的叙事传统,单纯的吉他萦绕着久远的传说,声音邈远而温暖,仿佛幽然闪过的神秘月影……
她的主页上还有一篇传记(Biographie),一篇讲述她减肥的奇迹,一篇“We are Family”都很长,自己的德语还差得远……
这差不多是能找到的全部信息了,我费了好大的劲,用字典和在线翻译忙来忙去,终于因为德语只学了一学期的缘故,不能给出太多的信息。
三
寻找这神秘女声到深夜,我竟久久不能入睡……
接触Nenia C’alladhan是一年以前的事情了。当时是在回家的火车上,窗外是北方无雪的寒意,黄土高原破碎的沟壑和天空。那是我第一次听Sopor Aeternus,边哭边唱的声音。《Dead lover….》听得我昏昏欲睡。当我从旅途颠簸的夜晚中醒来,车窗外还是北方无风的地平线。我换了一张《Nenia C’alladhan》来听,却被那个神秘女声吸引住了,轻灵而稳重,有森林一样的忧伤,又有童话般的慰抚。直到《Sternblumennacht》幽寂的调子在心底流淌,那忧伤而安逸的主题不停地回旋,我望着窗外忽闪而过的大地与时间,竟然有种莫名的感动。我凭直觉和乐感想到了Minstrel这个古老的职业,一个近乎被遗忘的梦幻……
琴弦,森林,小径,村庄,田园,仙女,远古英雄的旅程……这是欧洲中世纪游吟诗人的田园牧歌的传统,他们的歌声中有希腊式的风暴和永无岛式的宁静,平原丘陵的风声是抒情的长笛,破晓的歌声中包裹着骑士的典雅爱情,沉睡的星火坠入长夜的思念。梦中的兰花、夜的颂歌,国王城堡的通话,中世纪浪漫的理想滑动在琴弦的颤动里……
游吟诗人的另一传统可以追溯到荷马的《伊里亚特》,即英雄史诗,他们歌唱英雄、战争、荣誉、鲜血。尤其在北欧的维京人那里,这种传统发展得更加宏伟。如今在歌特、金属届有不少号称Symphonic Metal的乐队,动不动就来“交响史诗”,用这种雄浑的格调来叙事,比如Avantasia的《Metal Opera》。
在我接触的音乐里,idyll、pastoral的叙事传统仿佛被遗忘了。那些从诗人和歌者口中流出的安逸的故事,我很久没有听到了……在这个Nightwish流行的年代,接触的几个“中世纪”风格的乐队,也都加上了黑暗时代的圣咏和气度,比如Haggard和Estampie。在我听过的贴着medieval标签的音乐中,Blackmore’s Night是唯一一个有纯净静灵的浪漫气息的——但是BN是抒情的,少有流水般明确的叙事。Enya据说是带着凯尔特民族的音乐传统的,可她仍然没有叙事,而且Newage的风格已经失去了器乐的干净。
今天我终于发现了Cuirina——在那吉他干净的叙事中,我拾回了久违的梦,采摘了昨日的花朵……那曼妙的声音里,缥缈的故事时时浸透着忧伤,而幽蓝色的忧伤中,一束温暖的光铺洒在冰冷的湖面,忧伤的传奇在歌声中慢慢融化,森林的积雪披着月光的短笛,渡鸦的叫声消融在天际的霞光中……虽然我现在还看不太懂歌词,但那份感觉已经通过音乐浸润到直觉的最深处。
Cuirina的叙事总少不了忧伤,这是他Gothic的一面;而忧伤的背景确是永远是宁静的田园森林。忧伤的背后,永远有美丽的自然。她的两张照片已经表现得很清晰了:
前一张是典型的“哥特”风格,略带惨白的恐怖;而后一张的仙女形象却纯净动人。
“哥特”式的忧伤已经浸泡的我好久,“生存的悲剧性”似乎被我厌倦了。期末的时候读莎士比亚的爱情喜剧,在那些对人性和爱情高贵的颂歌中,我回忆起了Blackmore’s Night的那些情歌……Ghost of a Rose,Way to Mandalay……环绕着文艺复兴的幸福与相思,欢乐与光明,那样简单而单纯歌词,竟让我的心融化了……
而今天,在Cuirina的叙述中,我回到了比文艺复兴更古老的中世纪。无名吟游诗人的脚步和琴声梦幻般走进我的黑夜,在我心里唤起一阵流动的风,把忧伤洒在月下的平原。
中世纪的吟游诗人少有人留下姓名。我们听说过或者读过的英雄传奇,少有知晓作者。他们希望把英雄与故事留住,而不是自己……
Cuirina也是这样的无名歌者。Sopor Aeternus算是顶级大牌了,而与之合作过的Cuirina却默默无闻,竟然连一张自己的官方专辑也没有。然而她的声音如此动听,容貌也楚楚动人。我颇为不解。司马迁悲叹“君子疾没世而名不称焉”,在《伯夷列传》中又说“伯夷﹑叔齐虽贤,得夫子而名益彰。 颜渊虽笃学,附骥尾而行益显。岩穴之士,趣舍有时若此,类名堙灭而不称,悲夫!闾巷之人,欲砥行立名者,非附青云之士,恶能施于后世哉?”
Cuirina的歌确实美妙,那次与Sopor的合作也算是“附青云之士”了,但她仍没能“砥行立名”,“施于后世”。这是一种悲哀吗?
这次我在回家的火车上,遇到下铺一位背着自己油画的旅行者。他大学毕业很多年了,坚持四处旅行,写生,创作。闲谈中,有人客套地说祝他成名。他说,自己不岌岌于成名,最大的愿望无非是画出令自己满意的作品,同时得到别人的承认。我便问他,“得到别人的承认”,不就是某种程度的“成名”吗?大抵艺术创作者,都怀着这样的心态——为自己创作,希望得到别人的欣赏。当二者不平衡的时候,矛盾就产生了。矛盾反应在作品里,悲剧性就呈现了震撼人心的力量。
经过一番寻找,我总为Cuirina的默默无闻而不平。那段仙音的歌声在《Nenia C’alladhan》中是如此令人感动,而歌者的身影却隐遁进枫林般的黑夜……难道历史注定不给吟游诗人们以姓名吗?Cuirina的身影很美,自传中最后的一张照片可以看出她已经步入中年,多了些沉稳和安详。我不知道Cuirina有怎样的世界,有怎样的生活,是什么力量在支撑着她的创作……
我只是翻着字典看懂了Sternblumennacht 的两段话,还只能在那种温暖而失落的声音里感受传奇叙事的错落的忧伤,对于回归中世纪吟游诗人的Cuirina,我还说不了什么。我等待自己德语成熟的日子,好好写一写Cuirina,这位萨福的后代,写写她的创作,她的生活,她的减肥,她的歌吟,她的叙事,那中世纪的魂影之梦……
查找的参考资料来源:
http://forum.sopor-aeternus.de/viewtopic.php?t=798
http://forum.sopor-aeternus.de/viewtopic.php?t=399
http://www.last.fm/music/Nenia+C%27alladhan
http://www.last.fm/music/Cuirina
http://www.cuirina.de/
In Anbetracht für mich sehr aktueller und tief greifender Ereignisse habe ich beschlossen, diese Geschichte um die Teile zu erweitern, die ihr noch fehlen. Natürlich werde ich das nicht in einer Nacht schaffen und ich werde noch viel daran zu arbeiten haben. Im Grunde könnte ich sicherlich ein ganzes Buch mit meiner Geschichte füllen, aber ich werde hier versuchen, nur die wichtigsten Erlebnisse zusammenzufassen und sie dann, später, Stück für Stück zu erweitern.
Warum schreibt man etwas über sich, um es im Internet zu veröffentlichen? Ja.. Eine gute Frage eigentlich, aber ich sehe schon zwei Gründe, die ich wichtig finde, zumindest was meine Geschichte angeht. Zum einen möchte ich, dass die, die meine Musik hören auch verstehen oder zumindest erahnen, warum ich schreibe, warum ich singe und warum meine Lieder sind, wie sie sind. Zum anderen habe ich einen nicht ganz einfachen Weg hinter mir und will jedem gerne Mut machen, dem es ähnlich geht, der sich mit dieser Geschichte identifizieren kann. Aus jedem Loch gibt es einen Weg, auch wenn der manchmal nicht der einfachste ist..
Wer also steckt hinter dem Namen Cuirina... ?
Ich fange wohl am besten von vorne an. Mein wirklicher Name ist Constanze Spengler, habe drei Brüder, von denen einer jünger und zwei älter als ich sind und komme ursprünglich aus dem hübschen Bergischen Land. Meine ganze Familie ist in allen möglichen Facetten mit Musik beschäftigt und mit vier Jahren bekam ich das erste mal eine Geige in die Hand und nahm Unterricht in einer Szuzuki Schule. Das ist eine Form des Musikunterrichts bei dem nicht nach Noten, sondern nach Gehör gelernt wird. Für das Alter in dem ich war, war das vermutlich das beste, da Noten lesen sicher schwer gewesen wäre und so auch das Gehör geschult werden konnte.
Durchgehalten habe ich das aber nur 4 Jahre. Da ich in einer Art „Musterfamilie“ (mein Vater ist Pfarrer, somit standen wir immer sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit)) groß geworden bin, waren die Erwartungen hoch. Versucht mal einer 5-jährigen klar zu machen, dass sie eine Stunde am Tag Geige üben soll, ohne dass sie das Ding nach kurzer Zeit anfängt zu hassen. Heute wünschte ich manchmal, ich hätte das besser durchgehalten, aber damals war daran einfach nicht zu denken.
Mit acht Jahren hab ich die Geige an den Nagel gehängt und mit Flöte angefangen, auch Klavier kam irgendwann dazu. Der Gesang hingegen blieb auf der Strecke. Das hatte einen recht einfachen Grund. Mir wurde eigentlich immer und von allen Seiten suggeriert, dass ich nicht singen kann, naja singen schon, aber dass meine Stimme nun mal nichts besonderes ist, zumindest hatte ich immer das Gefühl, dass es so war. Mein Bruder, der Älteste derer drei, ist ein ziemlicher Überflieger und hat Musik studiert. Er arbeitet mit professionellen Sängern zusammen aus Musicals etc und da war nie mit Schritt zu halten. Das ist auch heute noch so, denn wenn ich sehe, mit was für phantastischen Musikern er zusammenarbeitet traue ich mich schon gar nicht mehr den Mund aufzumachen. Dementsprechend interessiert sich meine Familie auch herzlich wenig für meine Musik, ich wage allerdings auch zu bezweifeln, dass sie meine Texte auch nur im Ansatz verstehen würden. Ich war und bin mir teilweise immer noch sicher, dass meine Lieder bzw die Texte meiner Lieder dem Großteil meiner Familie zu kitschig wären. Wobei ich sagen muss, dass sich mein Kontakt zu meinem ältesten Bruder mittlerweile sehr verstärkt hat und eigentlich müsste er nach meinem Empfinden meine Lieder schon verstehen können, aber ich glaube, er ist einfach zu professionell um sich mit diesen .. naja... doch eben sehr laienhaften Stücken zu beschäftigen. Ich sang also immer heimlich, wenn ich konnte. Meine damals beste Freundin, die ich mit ca 11 kennen lernte, war ein begnadetes Talent in der Musik und gemeinsam verbrachten wir unsere Nachmittage in den Räumen der Kirche, irgendwo z urückgezogen am Klavier und sangen Lieder aus den guten alten Disney-Filmen um die Wette. Das sind für mich schöne und wichtige Erinnerungen.
Ansonsten verlief mein Aufwachsen turbulent und nicht immer so ganz glücklich, etwas, worauf ich hier bisher nicht eingegangen bin, was ich nun aber beabsichtige zu ändern. Bis heute verschließt sich mit, was eigentlich der Grund dafür war, das alles kam, wie es kam. Manchmal denke ich, es lag an der Konstellation, das dritte Kind zu sein und an der unterkühlten Beziehung, die meine Eltern führten, welche eigentlich schon gar keine mehr war. Manchmal glaube ich auch, dass die Idealvorstellungen meiner Mutter, die sie bis heute mit sich herum schleppt mich sehr stark beeinflusst haben. Wenn Kinder merken, dass sie den Anforderungen oder Wünschen ihrer Eltern nicht gerecht werden, gibt es immer Probleme in der einen oder anderen extremen Richtung. Manchmal glaube ich auch, dass ich einfach genetisch bedingt ein schwieriges Kind war, aber wie es sich nun tatsächlich verhalten hat bleibt eine Frage der Spekulation.
Tatsache hingegen ist, dass ich, gleich wie es nun vielleicht wirklich war, immer das Gefühl hatte, nicht zu genügen. Was ich machte war immer falsch, ICH selbst war falsch. Meine Mutter fing mir schon früh, wirklich früh an zu erzählen, das ich mit meinen langen Beinen ohne Probleme Model werden könnte. Was auch immer sie damit bezwecken wollte oder im Sinn hatte weiß ich nicht, aber ich glaube, sie hat sich eins von diesen kleinen, süßen Elfenmädchen gewünscht, die immer lieb sind, in weißer Spitze herumlaufen und ihre Mamis immerzu anlächeln. Das war ich nicht. Leider? Gott sei dank? Ich weiss es nicht. Ich hatte es recht dick hinter den Ohren und bin meiner Nase nachgegangen. Ich war sicher oft trotzig und bockig, aber ein Teil davon resultierte aus dem Wunsch, anerkannt zu werden, da bin ich mir sehr sicher. Meine Mutter hingegen begann schon in meiner Grundschulzeit, meine Ernährung kontrollieren zu wollen. Ich war nicht dick als Kind und ich habe unzählige Fotos, die das beweisen.
Es mag Phasen gegeben haben, wo ich kräftiger war, aber ich war nicht dick, schon gar nicht so, dass man mich, bevor ich überhaupt richtig lesen konnte, bereits mit Diäten hätte quälen müssen. Die Situation bei uns am Esstisch sah für mich so aus, dass ich zu fragen hatte, was ich essen darf. Wie meine beiden älteren Brüder darauf reagierten, mit wie viel Spott und Hohn brauch ich wohl kaum zu erwähnen. Somit war das Thema essen schon in jungen Jahren für mich ein wahrer Spießrutenlauf.
Damals, während der Jahre in Kindergarten und Schule gab es aber noch eine Familie, die mich auffangen konnte. Diese Erinnerungen sind wichtig für mich, denn es waren schöne und unbeschwerte Tage, die ich dort verbrachte. Mein Vater musste ja sehr viel arbeiten und meine Mutter hat nie zugelassen, dass ich Besuch bekomme, also war ich unendlich froh, wenn ich in einem anderen Umfeld einfach „frei“ sein konnte. Dabei handelt es sich um die Familie meiner Grundschul- und Kindergartenfreundin Esther. (hier mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester)
Bei ihren Eltern war ich immer willkommen und in diesen Jahren waren sie für mich einfach wie eine Familie und so sind auch meine Erinnerungen an sie immer sehr eng und familiär, auch wenn der Kontakt schon lange nicht mehr so intensiv ist. Bei ihnen dürfte ich mit am Herd stehen, mir Milchsuppe wünschen (ohne, dass jemand mir gesagt hat, wieviele Kalorien das nun hat) und in der Wohnung herumtoben. Es war eine sehr schöne Zeit und ich denke gerne daran zurück. Heute lebt meine Freundin übrigens in Australien und ich sehe sie so gut wie nie, was ich sehr bedaure. Esther kam damals auf ein anderes Gymnasium als ich, so dass sich der Kontrakt leider schon viel zu früh etwas verlor. Heute wünschte ich, dass wir damals nicht schulisch getrennt worden wären, sicher wäre dann das ein oder andere anders verlaufen, aber wer weiss das schon... Wichtig und schön ist, dass wir immer noch herzlich aneinander denken, sowohl sie selbst, als auch ihre Familie und dass wir uns, auch wenn wir uns kaum mehr sehen, im Herzen immer noch nahe sind.
Als ich elf Jahre alt war stellte man bei Esther dann ADS fest (ich behaupte, dass es diese Krankheit nicht gibt oder dass sie zumindest als Sammelbegriff für alle schwierigen Kinder missbraucht wird, aber da lasse ich jedem gern seine eigene Meinung). Sie bekam eine zeitlang Ritalin (wesentlich kürzer als ich, soweit ich weiss) und meine sowie ihre Mutter tauschten sich darüber aus. Es ist mir auch vollkommen egal, was meine Mutter mir heute zu diesem Thema sagt. Fakt ist, als sie erfuhr, dass dieses Zeug Appetit zügelnd wirkt, war sie plötzlich fest davon überzeugt, dass auch ich hyperaktiv sei. Ich habe keine Ahnung, ob sie es wirklich geglaubt hat oder ob sie es allen nur eingeredet hat, auch das interessiert mich heute nicht mehr, es setzte sich aber nun einmal so fort, dass ich von da an auch Ritalin bekam. Das kam so zustande, dass sie mit mir bei einem Kinderarzt war, der angeblich darauf spezialisiert gewesen ist, den ich aber selbst nur ein oder zweimal gesehen habe um mir anzuhören, wie meine Mutter Dinge dort über mich erzählte, die einfach gelogen waren.
Drei Jahre hab ich das Zeug geschluckt und ich hatte zu der Zeit das Gefühl, dass meine Familie davon abhängiger ist als ich, weil ich ohne dieses Medikament in ihren Augen nicht zu ertragen war. Möglich, dass es so war, möglich, dass ich einfach nur unglücklich war, möglich, dass eines zum anderen kam und die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Nach drei Jahren allerdings setzte ich das Zeug ab mit viel Geschrei und viel Streit. Das war die erste und einzige Zeit in meinem Leben, in der ich wirklich gefressen habe, denn nachdem mein Appetit über Jahre künstlich gebremst worden ist, bin ich im Anschluss daran über alles, was ich in die Hände bekam hergefallen. Das war die Zeit, in der ich dann tatsächlich das erste mal wirklich dick war und wo sich dann auch mein Vater maßgeblich eingeschaltet hat und mich zu einem Arzt brachte.
Der verwies mich aber damals an die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Köln wo ich mehrere Gespräche mit dem Professor dort führte, der schlussendlich entschied, dass ich eine stationäre Therapie machen sollte. Ich war sofort damit einverstanden, denn im Grunde wollte ich damals einfach nur von zu hause weg. Im Grunde ist auch gar nicht wichtig, was damals wie gewesen ist, da man es nicht mehr ändern kann, ich glaube sicher auch, dass man, mitten in der Pubertät vieles falsch sieht und versteht, aber ich war unfassbar unglücklich, was sich darin äußerte, dass ich schon einige Zeit, ehe ich in die Klinik kam, begonnen hatte, mich selbst zu verletzten. Das hat in den Monaten, die ich dort auf der geschlossenen Station verbracht habe dramatisch zugenommen. Ich erfuhr dort, dass meine Eltern sich trennen würden und dass nichts mehr so sein würde, wie ich es kannte. Für mich brach damals eine Welt zusammen, weil ich zwar gespürt hatte, dass bei uns zu hause alles mögliche nicht in Ordnung war, was genau das aber war, war mir damals noch nicht klar (heute sehe ich das anders).
Mein Leben glitt mir aus den Händen und ich konnte es nicht aufhalten. Ich schnitt mich immer tiefer und häufiger und ich habe heute manchmal noch Albträume in denen ich meine blutenden Arme anstarre und schweißgebadet aufwache. Kurz bevor ich aus der Klinik entlassen wurde, versuchte ich mich an einem Wochenendbesuch zu hause, das erste mal mit Tabletten zu vergiften. Ich schluckte Schlaftabletten, die ich bei uns gefunden hatte und legte mich in mein Bett. Dieses Gefühl des Einschlafens mit dem Wissen (so dachte ich damals ja) nicht mehr aufzuwachen, hat mich sehr geprägt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich daraus ein Teil meiner großen Angst vor Vollnarkosen entwickelt hat. Ich wurde dann allerdings doch noch einmal geweckt, weil meine Mutter irgendwas von mir wollte. Ich torkelte, weiß noch, dass ich gegen den Schrank geknallt bin, dass sie mich fragte, ob ich Alkohol getrunken habe, was ich verneinte und dass ich mich dann wieder ins Bett legte. Es passierte aber nichts. Ich schlief zwei Tage und Nächte und wachte dann wieder auf. Niemand hatte sich wirklich gewundert, niemand hatte etwas gemerkt und ich war froh darüber. Als ich in die Klinik zurück kam sah mich die Freundin, die ich dort gefunden hatte an und wusste sofort, was passiert war. Aber auch dort merkte es sonst keiner. Ich wurde, wie geplant, ungefähr eineinhalb Wochen später entlassen. In der Klinik selbst hatte ich stark abgenommen und nach der Klinik begann ich zu hungern. Ich sammelte Bilder von Models und Kalorientabellen, lebte lange Zeit von einer Handvoll Cornflakes am Tag, die ich mit Wasser und einer halben Vitamin C Tablette zu mir nahm und niemand merkte etwas. Ich trug eine Weile lang immer viel Kleidung übereinander, vielleicht ist es deswegen nicht aufgefallen und heute bin ich froh darüber. Ich war auch noch einige male in der Klinik, meine Selbstverletzungen wurden immer schlimmer und ich versuchte noch zwei weitere male, mir das Leben zu nehmen, aber offensichtlich hab ich das nicht geschafft. Was mir jedoch sehr stark in Erinnerung geblichen ist ist eine Nacht, in der mich meine Eltern aus der Notaufnahme abgeholt haben. Mein Vater war vollkommen aufgelöst, hat mich festgehalten und ich habe mit jeder Faser seine Verzweiflung gespürt. Meine Mutter hingegen hat nur schweigend im Auto gesessen. Am nächsten Tag sagte sie zu mir, dass ich , wenn ich ihre Ehe kaputt machen wolle nur so weiter machen solle. Das hat sich tief in mein Herz gebrannt. Es wurde daraufhin auch immer unerträglicher für mich. Meine Mutter machte mir mal stumm, mal wörtlich Vorwürfe, gab mir an vielen Dingen die Schuld und ich ging Stück für Stück weiter kaputt. Eines Tages lief ich dann weg. Ich schlich mich morgens in aller Frühe aus dem Haus, sah noch meinen Vater am Fenster des Badezimmers und wäre am liebsten zurückgelaufen, aber ich ging. Mein Vater war mir schon damals irrsinnig wichtig. Er war derjenige gewesen, der mir viele Briefe in die Klinik geschrieben hatte, der sich bemüht hatte, mich zu verstehen und ich denke, hätten wir einfach mehr Zeit miteinander verbringen können, wäre vielleicht einiges anders gekommen, aber dem war nun einmal nicht so. Ich landete irgendwo in Essen in einem Jugend-Aufnahme-Heim. Da war ich 16 und ich sagte den Leuten da, dass ich nicht wieder nach hause zurück wollten würde.
Ich habe dann ein paar Jahre im Heim gelebt und in dieser Zeit .. hach.. meine erste große Liebe kennen gelernt. Philipp, ein etwas seltsam anmutendender Gothic-Verschnitt im Lacrimosa Style. Er brachte mich damals zu meinem ersten Live-Rollenspiel. Oh was sprudelten da Ideen durch meinen Kopf, ich hätte nicht nur Lieder, ich hätte ganze Liederbücher schreiben können. Als ich ihm von meinem Gedanken erzählte, ich könne ja eine Bardin im Live-Rollenspiel spielen, meinte er nur, ich solle das lassen, da würde ich mich nur blamieren. Nun gut, ich liess es.. zumindest vorerst.. Ein paar Wochen später hat er mich verlassen weil er sich in eine gute Freundin von mir verliebt hatte. Ich fiel in ein ziemliches Loch, ich war ja noch nicht so wirklich alt und es war die erste große Liebe, die ich verdammt ernst genommen habe. Aufgefangen hat mich damals ein Freund, der noch heute einen tiefen Platz in meinem Herzen hat: Björn. Ohne ihn hätte ich dise Zeit nicht überlebt (das meine ich wörtlich). Als ich vollkommen zerschmettert von dem Bewusstsein, dass meine große Liebe nun mit meiner Freundin zusammen war und ich dadurch beide verloren hatte, glaubte alles verloren zu haben (wie viel man doch an manche Menschen hängen kann) gab ich mich auf. Ich weigerte mich zu essen und zu trinken und kam wieder in eine Klinik. Dort wollte man mich künstlich ernähren, nachdem ich auch noch nach einigen Tagen jede Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verweigerte. Aber dann kam Björn zu mir, setzte mich auf seinen Schoss, packte eine Dose Cola aus und gab sie mir Schluck für Schluck, jeden einzelnen mit einem Kuss über seine Lippen zu trinken. Und damit gab er mir damals auch irgendwie meinen Lebenswillen wieder. Ich werde nie vergessen, was er damals für mich getan hat. Bis heute denke ich viel an ihn und er könnte auch in zwanzig Jahren noch vor meiner Tür stehen, er wird immer einer der willkommensten Gäste in meinen vier Wänden sein. Dennoch fehlte mir die Möglichkeit mit der verbliebenen Traurigkeit irgendwie umzugehen, ein Ventil um abzuleiten, was immer noch schmerzte.. Aber ich traf eine Frau, die mir weiterhelfen konnte: Corrie
Sie kam aus Hagen und war bei den Pfadfindern. Ich verbrachte viel Zeit bei ihr und starrte voller Bewunderung auf die Flinkheit ihrer Finger, wenn sie die Gitarre zupfte und dazu Lieder wie „Kaspar Hauser“ „Roter Mond“ oder „Frühling“ sang.. Ich wollte das unbedingt lernen und sie gab mir den Mut, einfach zu singen, wenn ich denn singen will. Ich wagte mich zum ersten mal heraus aus meinem „Ich kann sowieso nicht singen und keiner will so was hören“ und begann mir Gitarre spielen beizubringen. Ich sang für mich und nicht für andere und vielleicht habe ich deswegen diesen Schritt tun können, den ich vorher nicht geschafft habe. Ich lernte diese ganzen Pfadfinder-Lieder, die ich ganz süss fand, aber irgendwie fehlte mir da noch was. Durch Corrie lernte ich dann eine sehr liebe Clique aus Hamburg kennen, verliebte mich, zugegebenermaßen leider mal wieder unglücklich in Da, einen Künstler aus dem Norden, mit dem ich mich immer noch sehr gut verstehe und über ihn lernte ich Hanno kennen (erschlage ich euch mit Namen? Dann lest mal das Simarillion) Hanno war auch ein toller Musiker, er schrieb Lieder wie „Avalon“ oder „Der traurige Dämon“ und durch ihn bekam ich das erste mal den Anreiz, auch selbst was zu schreiben. Ich glaube, meine ersten Lieder sind auch sehr von seinen Melodien geprägt. So kam ich auch auf mein erstes Live-Rollenspiel als Bardin, was ich sicher nie vergessen werde:
Wer auch sehr wichtig für mich war, war eine junge Frau aus Köln, die auf Live-Rollenspielen als Pimper Flinkzunge bekannt war. Sie hatte selbst wunderschöne Lieder aber, was noch wichtiger war, sie brachte mir das erste Lied von Britta bei. „Der verzauberte Wald“ Dieses Lied hat wirklich was in mir verändert und auch an der Art wie ich von da an meine Lieder schrieb. Wer es sich anhören möchte, besuche Brittas (Sheis) Seite, der Link ist bei mir zu finden, denn dort kann man es sich runterladen. Ich lernte Britte irgendwann viel später auch kennen und heute singe ich ausser meinen fast nur ihre Lieder, weil mich nichts mehr berührt, als das. Ich kann ihre Seite nur jedem wärmstens ans Herz legen. Wenn ich jemals ein Vorbild gehabt haben sollte, was meine Lieder und meinen Gesang angeht, dann ist sie es.
Ich hatte viele Phasen meines Schaffens. Einige Lieder schrieb ich, als ich irgendwann merkte, dass mein Herz immer noch an meiner grossen Liebe hing. „ Schlaflied“ ist eines dieser Lieder. Dann war ich eine zeitlang mit einem Mann zusammen, der heute bei Saltatio Mortis die Trommel verhaut, und auch in dieser Zeit, entstand einiges an Liedern. Er verliess mich ebenfalls, nachdem er mich wochenlang betrogen hatte, irgendwie muss ich solche Leute angezogen haben, ich weiss auch nicht recht.
Ich blieb dann eine ganze Zeit alleine, was wohl auch besser war. Ich schrieb viel, verliebte mich ab und an, ohne wirklich was daraus werden zu lassen, meistens, weil meine Liebe einseitig war ohne erwidert zu werden und liess meine Gefühle lieber in meine Lieder fliessen. In dieser Zeit entstanden Lieder wie „Stimme im Sturm“ und „Sternblumennacht“. Ich war noch immer tief zerfressen von dem Gefühl, nicht zu genügen, sah immer nur meine eigene Unfähigkeit und verzweifelt darüber, dass ich nichts daran ändern konnte, verletzte ich mich selbst im wörtlichen Sinne, indem ich mir immer wieder tiefe Schnittwunden zufügte und die wenigen Menschen, die mir geblieben waren im übertragenden Sinne, indem ich sie von mir stieß.
Damals wohnte ich noch einmal eine Zeit bei meinem Vater und ich erinnere mich an schreckliche Situationen in denen ich ihm schlimme Dinge an den Kopf geworfen habe, die er fast immer mit eine stoischen Ruhe hingenommen hat. Ich glaube, dass er damals zumindest teilweise gespürt hat, dass ich nicht ihm, sondern mir selbst weh tun wollte und dass ich mir am meisten selbst im Weg stand damit, dass ich mich einfach als vollkommen überflüssig empfunden habe.
Dann lernte ich auf einem Mittelaltermarkt Bernd kennen. Wow.. Also wenn man von Liebe auf den ersten Blick sprechen kann, dann war es das vermutlich, denn der gute hat mich ganz schön aus den Fugen gerissen. Ich glaube ich habe mich nie wieder so komplett mit allem was ich war und wie ich war angenommen gefühlt, wie in diesen ersten Wochen mit ihm. Es war eine unfassbare Zeit, die immer einen besonderen Stellenwert in meinen Erinnerungen haben wird und sie endete nach ca 3 Monaten, als ich feststellte, dass ich schwanger war. Bernd kam mit dem Gedanken nicht zurecht, Vater zu werden. Er wollte das Kind nicht, bat mich, abzutreiben und distanzierte sich, als ich ihm sagte, dass ich das nicht kann. Wir heirateten kurz vor der Geburt in der unromantischsten und theoretischsten Hochzeit, die man sich vorstellen kann. Schön ist was anderes. Aber ich bekam eine kleine Tochter und die war alles wert, was bis dahin geschehen war und was von da an noch geschehen sollte: Rana
Bernd hat es nicht hingekriegt. Er hat sich weiter distanziert, so weit, dass ich irgendwann meine Sachen packte, und ging. Heute haben wir Gott sei dank ein gutes und freundschaftliches Verhältnis zueinander, was für unsere Tochter sehr wichtig ist, aber damals war es sehr schwer für mich Schwangerschaft und Kind und alles alleine durchzuziehen. Ich floh in die nächste Un-Beziehung mit einem totalen Psychopaten. „Depressiver Suizidscheisshaufen“ war noch eine seiner freundlichsten Bezeichnungen für mich. Ich habe vor kurzer Zeit Kontakt zu ihm gehabt über Emails und festgestellt, dass er sich kein Stück weiterentwickelt hat. Damals hat er mich in den Wahnsinn getrieben, ich schrieb Lied um Lied weil ich so litt an dieser Un-Beziehung („Feuervogel“ „Rabenflug“ … ). Ich liebte ihn, er mich aber nicht, sagte mir das, ging aber nicht. Er wolle mir ja schliesslich nicht weh tun, ach wäre er doch einfach abgehauen. Wir verbrachten mehr als ein Jahr zusammen in dem er mir immer wieder sagte, dass er mich nicht lieben kann (bei mir leben aber schon), er suchte nach anderen Frauen während ich daneben sass, brachte an meinem Geburtstag nicht mal ein „Herzlichen Glückwunsch“ über die Lippen und irgendwann fand ich in seinem Tagebuch den Eintrag in dem er schrieb, dass er mich absolut eklig findet, aber jeder Mann ja Bedürfnisse habe. Das zog.. gährte.. und schliesslich bat ich ihn zu gehen. Und wieder hing ich in einem tiefen Loch. Einen letzten Halt hatte ich noch, denn ich hatte eine Freundin gefunden, durch die ich überhaupt erst den Mut gefunden hatte, mich mit dem Gedanken an ein Leben ohne diesen Mann anzufreunden. Einfach durch ihre Anwesenheit in meinem Leben, die unglaublich gut getan hat... und das war/ist Dani. Leider waren wir damals beide noch sehr in unsere Probleme und Konflikte verstrickt, so dass sich unsere Wege erst einmal wieder trennten. (Heute ist sie einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben)
Was war übrig von mir? Ich war allein in einer Wohnung die kaum eingerichtet war, weil ich quasi in einer Nacht- und Nebelaktion vor meinem Ex-Mann geflüchtet war zusammen mit meiner Tochter. Ich hatte keine Arbeit, eine Ausbildung in einem Beruf, den ich mit Kind nicht ausführen konnte. Ich hatte kaum noch Freunde, habe nicht in den Spiegel sehen können. Alles um mich herum, mein Umfeld, meine Wohnung waren im Chaos, ich war fett geworden, hatte in der Schwangerschaft ja zum ersten mal einfach gegessen, ohne mir große Gedanken zu machen und das nach langen Hungerphasen, hatte buchstäblich „in mich reingefressen“ und war am Ende meiner Kräfte.
Ich wusste, es muss was passieren, irgendwas.. Ich konnte meiner Tochter nichts bieten, kein Leben, keine Zukunft, nichts.. und auch für mich blieb nichts über. Das war wohl der große Wendepunkt in meinem Leben. Ich sprach mit meinen Eltern, sie halfen mir eine neue Wohnung zu finden in die ich einzog ohne irgendwas von dem Müll der alten Wohnung mitzunehmen. Ich meldete mich bei den Weightwatchers an (lacht nicht, ich habe damit über 60 kg abgenommen und kann nur jedem raten, der ein ähnliches Problem hat, daran zu arbeiten) und machte mich auf Jobsuche.
Während meines Umzuges, was vor etwas mehr als vier Jahren war, bzw wenige Tage zuvor, lernte ich Felix (Uraziel/Lasadal) kennen, der mir in DaoC in Druim Ligen über den Weg lief. Wir trafen uns, verliebten uns und wurden ein Paar. Ich arbeitete ein Jahr lang im Altenheim und stellte fest, dass ich mehr will. Drei Jahre lang bin ich auf das Bergische Kolleg gegangen und habe dort mein Abitur nachgeholt mit einem Notendurchschnitt von 1,6. Meine Wohnung ist gemütlich, sauber und ordentlich. Mein Gewicht ist normal, meine Ernährung ausgewogen und gesund. Das Wichtigste aber: meiner Tochter geht es gut, sie ist ein aufgewecktes, hübsches Mädchen und der anstrengende Alltag mit Schule, lernen und Kind klappt prima.
Ich fing nach langer Zeit wieder an Lieder zu schreiben.. zuerst inspiriert von DaoC und dann von WoW. Nun gehe ich auch wieder ab und an auf Märkte und mache Live-Musik, was ich sehr liebe, und meine Tochter kommt gerne mit und hat dort ihren Spass. Auch sie singt schon ein bisschen, was ich versuche zu fördern.
Ab Oktober beabsichtige ich die Universität in Düsseldorf zu besuchen um dort Medizin zu studieren. Die Zeit bis dahin zittere ich dem Ergebnis meiner Bewerbung bei der ZVS entgegen. Für mich hängt alles an diesem Studienplatz. Felix ist mittlerweile in die Stadt und sogar in meine Strasse, quasi ins Haus nebenan gezogen, so dass wir uns häufiger sehen konnten. Dennoch musste ich feststellen, dass es eben doch nicht so einfach ist, eine Familie aus so verschiedenen Teilen zusammenzubauen. Wir arbeiteten daran, aber leicht war es nicht. Allein die Tatsache, dass ich ein paar Jahre älter bin als er hat uns insofern Schwierigkeiten gemacht, als dass er es immer schwer hatte, sich in ein Leben mit Kind wirklich zu integrieren. Das Ausmaß an Verantwortung, das man dabei zu tragen hat, war ihm vielleicht zu viel, auf jeden Fall aber konnte er nicht damit leben, dass ich einfach nicht die Ungebundenheit und Flexibilität einer kinderlosen Frau habe. Er hat sicher versucht, es mich nicht spüren zu lassen, aber natürlich kann das auf Dauer so nicht funktionieren, zumal es mir sehr gefehlt hat, Aufgaben auch abgeben zu können, mich gestützt und geschützt zu fühlen. So haben sich unsere Wege nach mehr als drei Jahren wieder getrennt. Dennoch versuchen wir uns eine Freundschaft zu erhalten. Wir sind uns wichtig, ich kann mir auch nicht vorstellen, keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben, da uns eine lange und gemeinsame Zeit sehr starkt zusammengeschweißt hat. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir es schaffen, uns dieses Besondere, das uns in der ganzen Zeit schon verbunden hat, irgendwie zu erhalten, auch wenn es mit einer gemeinsamen Beziehung nicht geklappt hat. Es ist also immer wieder so, dass einen schwierige und traurige Situationen einfangen. Aber ich habe ein paar Stützen in meinem Leben, die sehr wichtig für mich sind. Ich habe meinen Vater, zu dem ich ein viel innigeres Verhältnis bekommen habe, nachdem ich mir über viele Dinge klar geworden bin, die ich früher nicht oder falsch verstanden habe und nachdem wir einige sehr offene Gespräche geführt haben. Er ist zwar nach wie vor sehr eingespannt in seine Arbeit, aber dennoch weiss ich, dass da ein Netz ist, das mich auffangen wird, wenn ich fallen sollte, und dieses Wissen gibt mir sehr viel Kraft, wofür ich sehr dankbar bin. Auch zu meinem ältesten Bruder habe ich mittlerweile, wie weiter oben schon erwähnt, ein viel besseres und intensiveres Verhältnis als früher, wir reden sehr viel miteinander und haben überraschenderweise festgestellt, dass wir mehr gemeinsam haben, als wir je erwartet hätten. Ausserdem ist da immer noch bzw nach langen Jahren wieder Dani, eine Freundschaft, die sich wieder zusammengefügt hat und noch fester geworden ist, als sie es je war und auch in der Schule habe ich zwei Freundinnen gefunden, die mir sehr wichtig geworden sind.
Aber es ist in letzter Zeit noch mehr geschehen. An dieser Stelle sollten sich alle, die mit untypischen Familien- und Beziehungsformen Probleme haben vielleicht überlegen, ob sie wirklich weiterlesen wollen. Ich habe selbst sehr ausgiebig darüber nachgedacht ob und wann ich diesen neuen und doch so alten Teil meines Lebens hier niederschreiben soll, aber ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es im Grunde mehr als höchste Zeit ist. Wie ich weiter oben schon schrieb, trat Dani in mein Leben, als ich gerade den Schritt von Thomas weg gewagt hatte. Schon damals war unsere Freundschaft unerwartet innig und tief, begleitet von Dingen, die ich für mich so nicht erklären oder einordnen konnte. Ich sollte dazu vermutlich erwähnen, dass sie sich schon seit vielen Jahren nichts mehr aus Männern macht und eher dem weiblichen Geschlecht zugeneigt ist (ja, lesbisch, das "böse Wort", weiss gar nicht warum. In letzter Zeit finde ich Gefallen daran). Das war unter anderem auch damals schon der Grund, warum sich bei uns Distanz eingeschlichen hat (naja, vermutlich wäre "Tür eintreten" ehrlicher). Sie war schon vor all diesen Jahren verliebt und ich konnte mich damals nicht darauf einlassen. In mir fest verankert, unumstößlich eingebrannt war das Bild der "normalen Familie" oder wie ich es ihr gegenüber erklärte die "Familie aus der Rama-Werbung". Da, und genau da lag das, was ich haben wollte. Einen Mann, Kinder, ein kleines Haus... und sie passte nicht da rein. Wie konnte ich mir auch vorstellen, mit einer Frau zusammen zu leben? Also trennten sich unsere Wege immer und immer wieder und flossen genauso wieder zusammen. Es knisterte, das nicht nur einmal, und so wie ich damit nicht umgehen und Distanz gesucht habe, versuchte sie unaufhörlich mir näher zu kommen. Es entstand eine Freundschaft mit unerträglich dunklen Tiefen und schwindelnden Höhen. Ich wollte zu ihr, wollte immer näher, und wenn es plötzlich zu nah war, riss ich aus und lief davon. Sie tat ähnliches, versuchte in diesen Jahren 3 mal ihr Glück in anderen Beziehungen. Jedes mal brachte mich das vor Eifersucht fast um, was mir aber nicht mal bewusst war. Ich war festestens davon überzeugt, dass ich nur wütend war, weil sie nicht mehr so viel Zeit für mich hatte, wie ich es mir wünschte. Aber von Freundin zu Freundin wurde das schlimmer und ihre letzte Beziehung kostete mich das letzte bisschen Kraft. Es tat weh, ich sah sie mit ihrer Freundin zusammen, von der ich auch noch wusste, oder zumindest ahnte, dass sie ihr nicht gut tun würde. Da die beiden in meine Schule gehen stand ich oft am Fenster und sah einfach nur hinunter, hatte Tränen in den Augen und wusste nicht warum. Ich war doch glücklich mit meinem Freund und überhaupt wollte ich nichts von Frauen und von ihr schon gar nicht. Warum war mir dann dauernd so sehr zum weinen zumute? Ich habe es nicht verstanden, nur gelitten, viel geweint.. geschrieben.. Das Lied "Eis" schrieb ich für sie und die "Königskinder" waren unser Symbol in all den Jahren. Dann wandelte sich alles. Die Situationen prallten aufeinander. Meine Beziehung mit Felix ging zu ende und ihre Beziehung zu ihrer Freundin ebenfalls. Vollkommen verwirrt und fast schon entsetzt fanden wir uns in einer Situation mit der überhaupt niemand mehr und am wenigsten wir beide gerechnet hätten. Immer noch schmerzlich tief verstrickt in das, was hinter uns lag, knüpften sich alte, zarte Bande neu, verdichteten sich und gaben den Weg frei für etwas, das mir immer unmöglich erschien. Aber nun ist es wie es ist. Ich habe mir eingestanden, dass ich diese Gefühle nicht mehr ignorieren kann und will. Viele meiner Ängste sind seitdem weniger geworden, bis auf die, wie die Welt mit uns umgehen wird. Aber dieses Risiko muss und werde ich eingehen. Ich bin froh, in ihren Armen endlich angekommen zu sein und den Frieden zu finden, von dem ich nicht geglaubt habe, dass er überhaupt existiert. Sicher ist es nicht einfach, zwei - nein - zweieinhalb Schülerinnen (Rana geht ja nun auch zur Schule) die chronisch pleite und vom lernen gestresst in einer "Regenbogenfamilie" (tolles Wort - ha!) versuchen für sich einzustehen. Ich halte euch auf dem laufenden, wie es weitergeht.
Was ich aber nun mit all dem sagen will: Gebt nicht auf. Egal was passiert, es gibt immer einen Weg, auch wenn er schwer ist. Ich habe für das gekämpft, was ich heute habe und bin und ich kann mit Stolz auf das zurückblicken, was ich geschafft habe und hoffentlich auch irgendwann auf das, was ich noch schaffen will.
Ein Besonderes Andenken will ich noch meiner damals besten Freundin widmen, mit der ich damals so viel musiziert habe, als ich mich das vor fremden Ohren noch gar nicht traute. Sie hat sich zu meinem allertiefsten Bedauern letztes Jahr das Leben genommen.
So, nun wisst ihr eine Menge über mich, macht keinen Blödsinn damit ;-)
Ich wünsche euch, dass ihr noch viel Freude an meiner Musik haben werdet und dass man sich vielleicht irgendwann einmal live begegnet, denn Lieder sind viel schöner, wenn man sie wirklich lebendig und nicht vom Tonträger hört.